Nicolas Wagener nahm nach 2022  (siehe Bericht) zum zweiten Male an der Deutschen Einzelmeisterschaft der U10 teil, die vom 27.5.-4.6.2023 in Willingen stattfiand.  Coach Jürgen Wortmann berichtet im nachstehenden Tagebuch über "unseren" Limburgerhofer Kandidaten.

Mehr zur Meisterschaft: DEM 2023 (externer Link). Und hier geht es zum  Spielerprofil von Nicolas (externer Link).

NicolasWagener DEM(U10) 2023

Hier geht es zu den Partien von Nicolas (externe Links)

  1. Nicolas Wagener - Rasmus Döscher 1:0 1,0
  2.  Karl Gersemann - Nicolas Wagener 0,5:0,5 1,5
  3. Nicolas Wagener - Harshill Pradeep 0:1 1,5
  4. Rafael Antonio Bergmann - Nicolas Wagener 0:1 2,5
  5.  Yunqi Li - Nicolas Wagener 1:0 2,5
  6. Nicolas Wagener - Dakxwin Sutharjan 1:0 3,5
  7. Toshiya Aguike - Nicolas Wagener 1:0 3,5
  8. Nicolas Wagener -Antoni Pawlak 1:0 4,5
  9. Arthur Hoppe - Nicolas Wagener 1:0 4,5
  10. Nicolas Wagener - Shreyas Shivkumar 0:1 4,5
  11. Hannes Obermair - Nicolas Wagener ½ : ½ 5,0

 

Nicolas Wagener auf der DEM 2023 

Bericht von Jürgen Wotmann

Anreise
Wir durften bei herrlichem wolkenlosem Wetter anreisen. Es wäre aber schön gewesen, wenn die Fahrt sich nicht so gezogen hätte. Nach etwas über 3,5 h kamen wir am Sternhotel an. Die letzten Kilometer zählten wir einzeln. Das Einchecken in Hotel und dem Turnier gelang im Vergleich zum Vorjahr unter Corona-Restriktionen blitzschnell. Nur die geringe Zahl an nahen Parkplätzen war nicht so prickelnd. Das Gepäckschleppen über ein paar hundert Meter war lästig, aber gelang.
 
1. Runde
In der ersten Runde wurde Rasmus Döscher aus Bremen Nicolas zugelost. Rasmus hat ein DWZ von 1049. Nicolas hat eine deutlich höhere Wertungszahl. Ein Sieg in einer Weißpartie scheint für Nicolas möglich. - Wir drücken die Daumen.
 
Nicolas spielte am Brett seine erste Partie mit Eröffnung des d-Bauern. Gegen die Colle-Zukertort-Variante wählte sein Gegner eine ungünsge Aufstellung, die Nicolas zu seinem Gunsten gestalten konnte. AlsNicolas einen Königsangriff startete unterlief ihm allerdings ein Patzer. Sein Gegner hätte durch einen Abzugsangriff die Qualität gewinnen können. Glücklicherweise sah sein Gegner diese Möglichkeit nicht. Nicolas zog seinen Angriff auf und bald resignierte sein Gegner. Durch diesen (ein bisschen erwarteten) Sieg rückte Nicolas in die obere Feldhälfte auf. In der nächsten Runde wird ihm ein schwereres Kaliber zugelost werden.
 
2. Runde
In der zweiten Runde hatte Nicolas Schwarz und spielte gegen den Berliner Karl Gersemann mit einer DWZ von 1751. Karl Gersemann war im Duell gegen Nicolas der klare Favorit. Von  Karl Gersemann waren einige Partien öffentlich verfügbar, so dass eine Vorbereitung möglich war. Und tatsächlich entwickelte sich die Partie wie erwartet. Ein offener Sizilianer kam auf Nicolas Brett und Nicolas igelte sich ein. Karl spielte voll auf Angriff und erreichte bald eine klare Gewinnstellung. Aber eine Nachlässigkeit erlaubte Nicolas einen Damentausch
zu erzwingen und Karls Angriff verpuffte. Ein ausgeglichene Endspielstellung entstand. Die beiden Kontrahenten schenkten sich nichts und fochten lange. Das Spiel wogte hin und her. Mal war Nicolas im Vorteil mal Karl. Schlussendlich opferte Nicolas einen Turm und erhielt dafür zwei vorgerückte Freibauern. Karls Turm musste sich ebenfalls opfern. Nicolas führte einen Bauern zur Damenumwandlung. Das reichte aber nicht zum Gewinn, da ein Bauer auf der c-Linie auf der vorletzten Reihe gegen die Dame ein bekannte Remisstellung darstellt.
Das Remis gegen einen starken Gegner ist ein großer Erfolg für Nicolas. Sein Erfolg muss er allerdings „bezahlen“ – in der nächsten Runde wartet erneut ein DWZ-Riese.
 

3. Runde
Das Wetter in Willingen war kühl und wenige tiefhängende Wolken zogen von böigem Wind getrieben über das Sternhotel. Im Ganzen war es aber heiter.
In der dritten Runde spielte Nicolas gegen Harshill Pradeep. Ein Gegner mit einer Bewertung, die in etwa der von Nicolas entsprach. Nicolas spielte mit Weiß und wir hofften auf einen Sieg. Leider wurde daraus nichts. Nicolas stellte ohne Not in der Eröffnung einen Springer ein, den er taktisch rückgewinnen wollte. Leider funktionierte seine Berechnung hinten und vorne nicht. Danach kollabierte sein Spiel weiter und Nicolas verlor schnell.

4.Runde
Nach der desaströsen Niederlage war seelische Aufbauarbeit angesagt. Danach begann das Match gegen Rafael Antonio Bergmann, der ein wenig höheres Rating als Nicolas besaß. Nicolas spielte gegen 1. e4 den Sizilianischen Paulsenaufbau. Nach der Eröffnungsphase wurde eine ausgeglichene Stellung erreicht. Als Nicolas sich auf das Spiel am Damenflügel konzentrierte, schlug es plötzlich auf h7 ein. Danach kämpfte Nicolas gegen die drohende Niederlage. Nicolas stand einfach schlecht. Allerdings gewann sein Gegner danach nur einen Bauern und kam ansonsten „nicht richtig weiter“, obwohl Nicolas‘ Stellung furchteinflößend aussah. Nicolas stellte eine Konterfalle auf, in die der Gegner prompt tappte. Nicolas setzte danach routiniert Matt. Sein Sieg muss als sehr glücklich bezeichnet werden. Er zeigt aber auch, dass der Kampfgeist von Nicolas auch in schwierigen Stellungen nicht unterschätzt werden darf.
In der nächsten Runde geht es gegen einen Wertungsriesen, der bereits international für Deutschland gespielt hat. Und schon wieder hat Nicolas Schwarz. Das Schicksal kennt sein Trainer. Nicolas kann im nächsten Spiel mindestens an Erfahrung gewinnen.

5. Runde
Ich würde gerne Besseres berichten, aber leider hat Nicolas verloren. Die Schwarz-Partie gegen den Fast-1800er Spieler Yunqi Li gestaltete sich zunächst ausgeglichen. Das ist für Schwarz als kleiner Erfolg zu werten. In der Folge kam es durch Addition keiner Ungenauigkeiten zu einem Abgleiten der Partie. Zunächst stand Nicolas leicht schlechter, dann deutlich schlechter, dann auf Verlust. Nicolas typisch kämpfte er bis zum Schluss tapfer weiter ohne noch das Blatt wenden zu können. Nicolas war danach sehr traurig.
Schön war, dass am Nachmittag kein weiteres Spiel anstand. Nicolas konnte mit Federball, Rodeln und Schwimmen die Verlustpartie vergessen machen.
Morgen in der 6. Runde spielt Nicolas gegen Dakxwin Sutharjan mit einer Wertung nahe an der von Nicolas. Die Partie verspricht spannend zu werden.

6. Runde
Vor der 6.Runde gegen Dakxwin Sutharjan (DWZ 1587) war etwas Hektik aus. Im Trainerteam entstanden Zweifel an der ursprünglich geplanten Eröffnungswahl und Nicolas wurde auf 1.e4 umgestellt, da der Gegner ausschließlich Skandinavisch (1. …d5) spielte. Diese Umstellung war ein voller Erfolg, da genau die erwartete Variante auf das Brett kam. Nicolas erhielt aus der Eröffnung heraus ganz leichten Vorteil.
Darüber hinaus erhielt sein Gegner die Gelegenheit positionelle Fehler zu machen. Was er denn auch tat. Nicolas tauschte die Damen und produzierte beim Gegner einen Doppelbauern, dessen Schwäche Nicolas ausnutzen konnte. In dem entstehenden Endspiel gab sein Gegner schließlich auf, da Nicolas drei Mehrbauern verwaltete und weitere Bauerngewinne drohten.
Das war eine solide Leistung von Nicolas. Ihm wurde aber nach der Partie kritisch gesagt, dass die Rochade zu den erlaubten Zügen zählt!

7. Runde
In der 7. Runde spielte Nicolas gegen Toshiya Aguike (DWZ 1540) mit Schwarz. Die Eröffnungsvorbereitung klappte nur halbwegs. Der Gegner wich vom Hauptweg ab und Nicolas griff auf sein Standardrepertoire im Paulsen-Sizilianer zurück. Lange hielt er die Partie im Gleichgewicht, dann unterlief ihm ein schwerer Fehler, den sein Gegner gut ausnutzte.
Danach verfolgten wir mit großer Spannung eine Spitzenpartie von "Landsmann" Peter Steinbrenner gegen Anton Belin. Peter sah lange wie der sichere Verlierer aus. In der absoluten Zeitnotphase riss Peter die Partie noch einmal herum und gewann. Damit hat der Spitzenspieler aus RLP nun 5 Punkte und liegt auf dem 6. Platz.

8. Runde
Am heutigen Donnerstag wurde nur eine Runde gespielt. Den Vormittag verbrachte Nicolas mit der Vorbereitung auf den nächsten Gegner, mit einer Stunde Völkerball und mit einer Stunde Tischfußball und Badminton. Das Wetter in Willingen war übrigens herrlich – nicht zu warm aber auch nicht kalt.
Sein Gegner in der heutigen Partie war Antoni Pawlak (DWZ 1355). Nicolas war der Rating – Favorit. Das hat aber vor allem dann nichts zu sagen, wenn man schachliche Grundsätze meint ignorieren zu können. Aber der Reihe nach.
Antoni spielte gegen den e4-Aufschlag von Nicolas eine französische Partie in einer Art Abtauschvariante. Das war eine Überraschung und nicht gut für den Gegner. Nicolas folgte einfach den bekannten Eröffnungsregeln und stand schnell merkbar besser. „Wenn es dem Esel zu wohl ist, geht er aufs Eis.“ Nicolas begann riskant zu spielen. Er begann einen zweifelhaften Turmschwenk und spendete dem Gegner einen zentralen Bauern „für Angriff“. Aber leider entpuppte sich der Angriff als wenig durchsetzungsstark. Dann fiel ein zweiter Bauer und von einem „Angriff“ war immer noch nichts zu sehen. Nicolas stand glatt auf Verlust. Jetzt übersah aber der Gegner eine Fesselung und ein Schutzbauer des Königs konnte erobert werden. Schließlich opferte Nicolas noch einen ganzen Turm und bekam dafür vier(!) den König schützenden Bauern. Dieses Opfer war sicherlich nicht objektiv richtig. Die Engine mochte es gar nicht. Aber Nicolas spielte gegen einen Jungen und der hatte keinen Plan, was zu tun ist. Er versuchte erfolglos die Dame abzutauschen und stand nach jedem erfolglosen Versuch schlechter. Schließlich bekam Nicolas die Gelegenheit zu einem Dauerschach, das er aber ausschlug (er sah es nicht ). Zwei Züge später stellte sein Gegner die Dame ein und gab auf. Das war ein glücklicher Sieg, der Mutter und Trainer den Angstschweiß auf die Stirn trieb.
Nicolas hat jetzt 4,5 Punkte und belegt dank hoher Buchholzpunktzahl den 15. Platz. Morgen stehen zwei Spiele an. Das erste geht mit Schwarz gegen Arthur Hoppe (DWZ 1609). Wir drücken Nicolas die Daumen.
 
9. Runde
Am heutigen Freitag startete Nicolas auf Position 15 gegen Arthur Hoppe (DWZ 1609) mit Schwarz. Nach 1.d4 wählte Nicolas d5 und nach 2.c4 war ein übliches Damengambit entstanden, das Nicolas mit 2. … e6 ablehnte. Schon bald geriet Nicolas aus einer Abtauschfolge heraus in eine böse Fesselung, aus der er keinen Ausweg für seine Dame fand, obwohl es ihn gab. Mit einer daraus resultierenden Minusfigur war das Spiel bald entschieden. Nicolas hatte verloren.
 
10. Runde
Nicolas hatte Weiß und nach seinem Aufschlag 1. e4 kam Caro-Kann auf das Brett. Nicolas hatte eine Variante vorbereitet, die aber sein Gegner offensichtlich kannte. Mal wieder offerierte Nicolas „für Angriff“ einen Bauern, den aber sein Gegner fehlerhaft dankend ablehnte. Nicolas erhielt eine klare Gewinnstellung. Den Gewinn zu realisieren war allerdings schwer. Einige nicht offensichtliche Züge mussten gefunden werden. Dieses gelang Nicolas nicht und die zweite Verlustpartie hintereinander war Realität. Die Laune aller Beteiligten war nicht so gut. Morgen in der letzten der 11. Runde muss Nicolas erneut mit Schwarz spielen. Alle hoffen auf einen letzten Sieg.
 

11. Runde
Am heutigen Samstag startete Nicolas auf Position 34 gegen Hannes Obermair (DWZ 1320) mit Schwarz. Hannes spielte Englisch und nach den ersten Standardzügen entstand eine ausgeglichene Stellung. Heute entschied sich Nicolas wieder den Turbo anzuwerfen und blitzte seine Züge auf das Brett. Und es kam wie es kommen musste - Nicolas lief in einen einfachen Spieß auf seine beiden Türme und verlor die Qualität. Als fast jede Hoffnung auf einen Punktgewinn für Nicolas schwand, lies der Gegner einen Damentausch und darüber hinaus auch einen Läuferspieß auf einen Turm zu. Ein ausgeglichenes Bauernendspiel entstand und die Partie endete schließlich in einem glücklichen Remis. Das Remis bildete einen halbwegs guten Abschluss des Turnieres. Mit ein bisschen mehr Fokus hätte es auch mehr sein können.

Nicolas beendete das Turnier mit 5 Punkten auf dem 33. Platz. Das ist leicht schlechter als seine Startposition. Sein Ergebnis trifft den unteren Erwartungsbereich. Sein DWZ-Rating sollte sich nur unwesentlich ändern.