Zum vierten Male nahm Nicolas Wagener an der Deutschen Einzelmeisterschaft teil, die vom 8.6.-15.6.2025 in Willingen stattfand. Er startete in der Altersklasse U12 (DEM 2025 U12 (externer Link)). Außerdem war aus Limburgerhof Colin Jones im Offenen Turnier der Gruppe B dabei (ODJM B (externer Link)).
Hier geht es zum Spielerprofil von Nicolas (externer Link).
Hier geht es zum Spielerprofil von Colin (externer Link)
TURNIER-TAGEBUCH
Coach Jürgen Wortmann berichtet im nachstehenden Tagebuch über "unsere" Limburgerhofer Kandidaten.
Nicolas Wagener und Colin Jones auf der DEM 2025 und ODJM
Bericht von Jürgen Wotmann
Anreise
Um 9:00h starteten wir pünktlich in Richtung Willingen. Der Routenplaner gab knapp mehr als 3 Stunden vor. Die Reisedauer war angesichts von Regenwetter und dichtem Verkehr allerdings deutlich länger. Die kurvige Wegstrecke auf einsamen Sauerländer Bergen führte zu Reiseübelkeit und kaltem Schweiß auf meiner Stirn. Wir benötigten über 4 Stunden und waren froh, als wir in Willingen ankamen. Um 17.30h war RLP-Mannschaftsbesprechung. Dort konnten alte Bekannte aus deutschen Meisterschaften der Vorjahre und auch Colin Jones aus Limburgerhof begrüßt werden. Danach wurden wir durch einen Platzregen kräftig geduscht und mussten die nassen Sachen zum Trocknen aufhängen und die Ersatzkleidung aktivieren. Colin Jones ist im Offenen Turnier Gruppe B dabei. Colin ist im Mittelfeld gesetzt. Die Erwartung ist, dass Colin etwa gleich starken Gegnern bespielen muss.
Auf die Plätze ...
Das Feld der U12-Spieler zählt 66 Spieler. Nicolas Setzplatz ist 32. Das bedeutet, dass Nicolas gegen einen Spieler aus dem hinteren Bereich der Setzliste gelost wird. Wir sind gespannt. Die Konkurrenz ist stark. Drei Spieler über 2100 DWZ – sechs Spieler über 2000 DWZ - 14 Spieler über 1900 DWZ. Da können die Erwartungen nicht euphorisch sein. Erst einmal warten, welcher Gegner Nicolas‘ zugelost wird.
Nun wurden die Paarungen gelost. Nicolas spielt morgen mit Schwarz gegen Nhat Nam Tran mit einer DWZ von 1341. Nicolas sollte der Favorit sein. Aber man weiß ja nie. Colin spielt gegen Jakob Schächtelin mit einer DWZ von 1760. Ich traue Colin eine Überraschung zu. Jetzt heißt es Daumen drücken.
... fertig, los
08.06.2025 - Sechs Uhr früh in Willingen. Es regnete die ganze Nacht. Nun trieft es draußen nicht mehr, aber tiefe dunkle Wolken hängen in den Bäumen bei mäßigem Wind. Der Wetterbericht prophezeit eine Höchsttemperatur von 11°. Sauwetter! Ein Kontrollblick durchs Fenster zeigt: Es regnet wieder! Um 8:30 startet die erste Runde. Beim Gang ans Brett erfrischt uns kalter Regen.
RUNDE 1
Am Brett sieht sich Nicolas mit der Jobava-London-Variante konfrontiert. Nicolas zieht schnell, verrechnet sich in einem Abtausch und landet in einer schwierigen Stellung. Nach weiteren Abtäuschen gelangt Nicolas in ein total verlorenen Endspiel. Sein Gegner lässt sich aber nicht lumpen und erlaubt Nicolas etwas Gegenspiel … und Nicolas schwindelt sich durch und erreicht mit Müh und Not ein Remis.
Colin spielte gegen seinen 200 DWZ stärkeren Gegner eine Sizilianische Partie. Dabei gelang es ihm nicht mit Weiß eine aktive Stellung zu erreichen. Man muss es zugeben, sein Gegner fand bessere Lösungen am Brett und Colin geriet Zug um Zug eine schwierigere Stellung. Schließlich musste Colin das Endspiel mit Minusfigur aufgeben.
Der Regen wird kälter und der Wind frischt auf – Sauwetter halt! Wiederhole ich mich?
RUNDE 2
15:30h: In der zweiten Runde wird Nicolas mit Levin Wettstein ein nominell gleich guter Gegner zugelost. Nicolas erhält nach holprigem Start eine leicht vorteilhafte Stellung, die er aber nicht ausreichen gut nutzen kann. … und dann macht sein Gegner das, was Nicolas in Runde 1 fast zum Verhängnis wurde. Er tauscht in ein verlorenes Endspiel ab. Nicolas gewinnt das Endspiel überlegen. In der heutigen Doppelrunde erreichte Nicolas mit viel Glück ein hervorragendes Ergebnis: 1,5 Punkte aus 2 Partien. Als Lohn muss Nicolas morgen um 14:00h gegen einen 200 DWZ stärkeren Gegner bestehen. Immerhin wird morgen nur eine Partie gespielt. Das U12er Feld ist extrem stark besetzt. Das zeigt sich darin, dass ich so viele Remispartien und überraschende Ergebnisse bei einer deutschen Jugendmeisterschaft noch nicht erlebt habe.
Colin gewann im ODJM Turnier Gruppe B in der zweiten Runde seine Partie gegen einen nominell mehr als gleich starken Gegner im Jobava-London-system. Sein Gegner erreichte eine leichte Gewinnstellung. Doch Colin wehrte sich zäh. Schließlich setzt er in komplexer Stellung einen präzisen taktischen Konter. Danach spielte Colin sicher bis zum sehr verdienten Sieg weiter.
RUNDE 3
09.06.2025 sieben Uhr in Willingen. Die Nacht war trockener. Es ist kalt, bedeckt mit hellen Wolken. Nicolas und Colin spielen die dritte Runde um 14:00h. Nicolas mit Schwarz gegen Harshill Pradeep DWZ 1926. Colin mit Weiß gegen Clara Yumi Kanno DWZ 1741. Beide Spieler haben also eine schwere Aufgabe gegen DWZ stärkere Spieler vor sich.
Nicolas kam gut aus der Eröffnung und erarbeitete sich großen Vorteil, den er viele Züge verteidigte. Das Spiel spitzte sich auch durch ein Springeropfer seines Gegners immer mehr zu. Nicolas nahm völlig richtig das Opfer nicht an. Als in Folge Nicolas einmal einen ungenauen Zug zog, entwischte sein Gegner doch noch in ein Dauerschach. Gegen seinen DWZ-überlegenen Gegner erreichte Nicolas ein mehr als verdientes Unentschieden. Das war klasse gespielt von Nicolas. Nicolas spielt damit im Turnier oben mit. Das bedeutet für morgen, ein weiterer 1900er wartet. Vermutlich hat dann Nicolas aber Weiß.
Nicht so gut lief es für Colin. Seine Partie sah einigermaßen ausgeglichen aus. Dann übersah Colin eine zweizügige Abwicklung und verlor durch Matt. Das war schade!
RUNDE 4
10.06.2025 acht Uhr in Willingen. Der Himmel zeigt sich bedeckt mit hohen Wolken. Noch ist es kalt, aber der Wetterbericht sagt für die nächsten Tage eine deutliche Erwärmung voraus.
Nicolas und Colin müssen heute früh um 8:30h ans Brett, spielen aber heute jeweils nur eine Partie. Nicolas kämpft mit Weiß gegen Sepas Zargaran DWZ 1861, der bislang 1,5 Punkte erzielt hat. GM Galdunts hat ihn auf die Kolle-Zuckertort Eröffnung eingestellt. Das ist eine heftige Änderung seines Eröffnungsstils. Sein Gegner wird möglicherweise überrascht sein. Ich bin hoffnungsfroh, aber skeptisch.
Colin bespielt Paul Matti Kutz DWZ 1761 mit Schwarz. Beide Spieler dieser Partie haben bislang einmal gewonnen. Eine schwere Aufgabe für Colin. Aber ich denke er hat gute Chancen.
12:50h: Die Spiele sind beendet. Colin hat einen "Spanier" verloren. Das Spiel lief leider recht einseitig auf ein Tor. Nicolas hat Remis gespielt. Nicolas‘ Eröffnungswahl war goldrichtig. Nicolas Gegner kannte anscheinend „die Theorie“ nicht. Nicolas erhielt in der Eröffnung merklichen Vorteil, dann schickte er aber den falschen Bauern in die gegnerische Stellung hinein und sein Vorteil verflüchtigte sich. In Folge spielte Nicolas mit Initiative – auch mit Bauernopfer – weiter und gab dem Gegner Gelegenheit zu patzen. Allerdings fand sein Gegner gute Antworten, ja mehrere einzige Züge, wonach die Partie in ein ausgeglichenes Turmendspiel mündete. Die Kontrahenten einigten sich auf ein begründetes Remis.
RUNDE 5
10.06.2025 18:00h Uhr in Willingen. Es regnet wieder einmal. Nicolas und Colin müssen morgen wieder um 8:30h ans Brett. Eine Doppelrunde wartet. Um 14:30h heißt es sich ein zweites Mal zu konzentrieren.
Nicolas‘ Gegner heißt Nilash Nethul Kottage mit einer DWZ von 1893. Nicolas hat Schwarz. Kottage hat bislang im Turnier einmal mit Weiß gespielt, 1.c4, Englisch, gezogen und eine Maroczy Bauernstellung aufgebaut.
Colins Gegner heißt Milosz Mlynarski mit DWZ 1449. Über seine Spielweise ist mir nichts bekannt - ein echtes „blind date“.
11.08.2025 13:00h: Beide Limburgerhöfer haben verloren. Beide gerieten in schwierige Stellungen und fanden nicht den richtigen Ausgang.
Colin kam aus der Eröffnung leicht in Nachteil mit Bauernminus. Im Endspiel gab ihm sein Gegner noch eine Chance zu einem Remis. Doch Colin fand den einzigen Remiszug nicht. Der Gegner wandelte schließlich seinen Mehrbauern in eine Dame um und gewann die Partie.
Nicolas erhielt mit Schwarz eine ausgeglichene Stellung. Er spielte danach (zu) offensiv auf Gewinn. Das war objektiv nicht schlecht, allerdings verringerte sich die Stabilität seiner Stellung. Er musste die besten Züge finden - dann wäre alles gut gewesen. Schließlich war ein Bauernopfer, gefolgt von einem Turmopfer gefragt, um in ein Dauerschach zu entkommen. Nicolas fand die Zugfolge nicht. Danach war die Stellung hoffnungslos.
Nachdem Spiel beschwerte sich Nicolas über das die Konzentration störende Verhalten seines Gegners – Geräusche und Rumgehampel. Regelkonform wäre ein Gang zum Schiedsrichter gefragt gewesen. Erfahrungsgemäß besitzen aber Beschwerden beim Schiedsrichter in solchen Dingen geringe Erfolgsaussichten. Man ärgert sich über die Reaktion des Schiedsrichters, was die eigene Konzentration weiter gefährdet. Letztlich scheint es das Beste zu sein, das störende Gegnerverhalten weg zu atmen – schwer aber alternativlos.
RUNDE 6
11.06.2025 14:30h Uhr in Willingen. Geringe Bewölkung mit Sonnenschein. 16° Außentemperatur Nicolas gegen den Französisch-Spieler (und etwas Sizilianisch) Arthur Hoppe DWZ 1971 mit Weiß. Nicolas ist ob der Niederlage nervös und will noch schnell eine neue Eröffnung lernen. Er wirkte zerstreut und müde. Mit vereinten Kräften haben wir uns danach darauf geeinigt, in halbwegs bekanntem Eröffnungsterrain zu bleiben.
18:00h: Bei den guten Vorsätzen blieb es. Arthur Hoppe spielte überraschend einen Sizilianischen Drachen. Nicolas wählte eine zu langsame Antwort und wurde danach komplett überspielt. Er verlor sehr, sehr schnell. Dann war Trauerarbeit gefordert.
Colin mit Schwarz gegen Kassiya Boroshneva (DWZ 1331) erreichte eine - milde formuliert - komplexe undurchsichtige Stellung, die die Engine mit 0.0 bewertete. Die Bauern beider Farben verkeilten sich in einer Doppel-Bauernkette, die das das Brett in zwei Hälften teilte. Kein König könnte die Ketten passieren. Dann erlaubte Colins Gegnerin den Durchbruch von Colins Turm. Auch ein Turm von Kassiya brach antwortend durch. Unter dem Ansturm der gegnerischen Türme zerfiel die so stabil erscheinende Kette. Doch Colins Turm war effektiver und schneller, befreite einen Bauern, der sich in Richtung Grundlinie in Bewegung setzte. Er erreichte die Grundlinie und wandelte sich zur Dame. Die Dame zusammen mit dem durchgebrochenen Turm konnte dann schnell den weißen König Matt setzen.
RUNDE 7
12.06.2025 08:30h Uhr in Willingen keine Wolke verdeckt den Himmel.
14:00h. Es ist schon beeindruckend, wenn man kurz von Rundenbeginn sich im Eingangsbereich des Spielsaals befindet und sieht, wie hunderte Spieler in Begleitung von Eltern und einigen Trainern zu ihren Brettern eilen. Dicht drängt in großer Eile eine bunte Mischung jugendlicher Spieler, allen Alters und Geschlechts durch enge Zugänge. Alle nervös und konzentriert, die Augen in die Ferne gerichtet, kurz noch ein Schwätzchen mit einem Spielkollegen „und dann habe ich die Dame gewonnen“, dann aber weiter und weiter, jede Lücke im Menschenstrom nutzend. Die meisten Spieler, Eltern und Trainer im auffällig zerzausten Look, während einige wenige Mütter aufwändig dekoriert daher stolzieren. Letzte Hinweise an den Nachwuchs sind zu hören: „immer ausreichend trinken“ „wo ist dein Stift“. Irgendwie wirkt das Gedränge seltsam faszinierend und traumhaft fantastisch.
Nicolas spielt in der 7. Runde mit Schwarz gegen Rasmus Döscher DWZ 1560. Rasmus spielt bisher im Turnier zweimal 1.d7 und verlor zweimal in einer Grünfeld Variante. Einmal spielte er 1.e4, landete in einer ausgeglichenen französischen Partie und erzielte ein Remis. Was spielt er? Das ist die Frage aller Fragen.
Colin spielt heute mit Weiß gegen Eva Krannich, eine Spielerin aus der RLPer Delegation vom Sfr. Heidesheim. Eva ist zwei Jahre jünger als Colin und hat im Turnier bislang wie Colin zwei Punkte ergattert.
20:30h: Colin und Nicolas haben gewonnen. Ich habe die vollen Partien mit gefiebert und gehofft, dass starke Züge von den Beiden gefunden werden. Ich muss sagen, einige Lösungen haben mich begeistert.
Colin gewann in einem taktischen Abtausch in komplexer Stellung die Qualität, die er gewitzt bis ins Endspiel verteidigte. Dabei geriet sein König in ein Gefängnis mit einem Bauern als Torwächter. Einmal straucheln in der Variantenberechnung hätte den Partieverlust bedeuten können. Aber Colin umschiffte alle Gefahren und gewann das Endspiel überzeugend gegen seine gut spielende junge Gegnerin. Die Analyseengine urteilte über die Partie „unterhaltsames Spiel von Jones“. In der Formulierung kommt wohl zum Ausdruck, dass Colin kreativ und aggressiv spielte. Colin spielt morgen mit Schwarz gegen Philipp Golke DWZ 1692.
Nicolas entschied sich, mit GM Galdunts gegen Rasmus auf das Albin Gegengambit zu setzen. Die Eröffnung hat Nicolas noch nicht gespielt. Routiniert und schnell inhalierte er die Hauptvarianten und war fit für seinen Gegner. In der Partie antwortete der mit Sicherheitszügen, die nicht kritisch waren. Dann aber ging die g-Linie auf Nicolas‘ rochierten König auf und wurde zunächst mit einem, dann später mit zwei Türmen besetzt. Darüber hinaus fesselten Dame und Läufer Nicolas Bauernschild vor seinem König. Dem Trainer wurde mulmig angesichts der schweren Drohungen, z.B. Turmopfer mit Folgematt. Nicolas dachte ein halbe Stunde nach und fand nicht den besten aber einen starken Verteidigungszug. Danach musste sein Gegner mit guten Zügen nachlegen. Es gelang ihm nicht ausreichend gut. Er schaffte zwar noch weitere Drohungen zu generieren, aber Nicolas fand in entscheidenden Situationen kreative und starke Gegenzüge. Dann verzettelte sich Rasmus im Angriff, verlor völlig den Faden und ging unter. Die Analyseengine urteilte über die Partie „cooles Spiel von Wagener“. Sie hatte offenbar erkannt, wie hart Nicolas am Wind in seiner Partie segelte. Nicolas hat morgen Weiß gegen Hannes Obermair mit DWZ 1649.
RUNDE 8
13.06.2025 06:30h Uhr in Willingen leicht bewölkt. Die prognostizierte Höchsttemperatur beträgt 24°C. Es ist Freitag, der 13!
Runde 8 beginn um 8:30h Hoffentlich kommen beide Spieler ausgeruht und wach ans Brett. Nicolas spielt mit Weiß gegen Hannes Obermair mit DWZ 1649. Colin spielt mit Schwarz gegen Philipp Golke DWZ 1692.
13:00h: Nicolas hat gewonnen. Nicolas eröffnete im Colle-Zuckertort-System. Angesichts seines gestrigen Sieges spielte Nicolas aggressiv und beachtete Gegenspieloptionen seines Gegners kaum. Es wundert nicht, dass Nicolas so der kontrollierenden Engine keine gute Bewertung abringen konnte. Schlimmer noch nach weiteren überoptimistischen Zügen landete Nicolas in einer Verluststellung. Er schwenkte einen Turm und eine Dame an den Königsflügel, wo es zwischen gegnerischen Bauern ziemlich eng wurde. Schließlich kam es zur Entscheidung, als sein Gegner einen Ausfall gegen Nicolas Dame unternahm. Es gab nur einen Gewinnzug, der gab eine 7fachen Bauernvorteil – andere Züge ergaben mindestens einen Nachteil von zwei Bauern. Glücklicherweise fand Nicolas den Gewinnzug immerhin ein Turmopfer bei gegenseitiger Damenbedrohung. Danach kollabierte das Spiel seines Gegners schnell und Nicolas gewann durch Aufgabe seines Gegners, ein Zug vor einem Matt. Ein glücklicher Sieg.
Colin spielte Remis. Über eine Wiener Partie und Zugumstellung wurde eine typische Italienische Stellung erreicht. Sein Gegner griff beherzt, aber unpräzise an. Colin erreichte im Endspiel Vorteil, ja fast eine Gewinnstellung. Im Turm-Springer-Endspiel erhielt Colin einen starken Freibauern, den er zur Umwandlung hätte führen können. Darauf basierte ein Engine-Bewertungsvorteil auf +5. Leider für Colin tauschten er und Philipp Türme und Freibauer ab und der große Vorteil verflüchtigte sich. Keiner Seite gelang es danach mehr einen siegbringenden Vorteil zu erspielen. Die Partie endete 30 Züge später in einem begründeten Remis.
RUNDE 9
14.06.2025 07:30h Uhr in Willingen leicht bewölkt. Die prognostizierte Höchsttemperatur beträgt 28°C. Die letzte Turnierrunde steht an.Colin spielt mit Weiß gegen Daniela Clausen DWZ 1567.
Nicolas hat gewonnen. Es lief wie erwartet, Ove vermied den Eröffnungsfehler wie gegen Hoppe und bekam objektiv leichten Vorteil, hatte aber danach keinen Plan, wie es weitergeht. Nicolas eröffnete die Standardzüge im O’Kelly-System. Ihm gelang es zunächst, dem Gegner einen schwachen Damenbauerisolani (1. Schwäche) zu verpassen. Aktives Spiel ermöglichte es Nicolas weiter, Ove einen Doppelbauern (2. Schwäche) anzudienen. Ove hatte jetzt zwei Schwächen zu verteidigen. Eine gute Schachengine kann das, Ove nicht. Nicolas tauschte zwei Offiziere und einen Bauern ab. Die Isolanischwäche hatte Ove nun beseitigt – nur stand dafür seine Dame im Abseits am Brettrand während Nicolas eine gut zentrierte Dame sein Eigen nannte. Nicolas gab seinem Gegner noch die Gelegenheit in ein Dauerschach zu entkommen, aber nachdem Ove diese Chance nicht nutzte, war das Spiel praktisch für ihn verloren. Nicolas gewann nach weiteren acht Zügen deutlich.
Mit diesem dritten Sieg in Folge erreichte Nicolas 5,5Punkte und den 18. Platz unter vielen extrem starken Spielern (wie geschrieben). Seine DWZ wird wohl um ca. 40 Punkte steigen. Geschätzt wird Nicolas das Turnier mit DWZ von 1778 beenden. Nicolas hat (bis auf die Partie gegen Arthur Hoppe) insbesondere in der Verteidigung große Zähigkeit und starke Rechenfähigkeit bewiesen. Ein ganz starkes Turnier von Nicolas.
Tabellenendstand 2025 (externer Link): Nicolas auf Platz 18 (von 66). Im vergangenen Jahr 2024 erreichte Nicolas mit 3,5 Punkten aus 9 Runden Rang 44 von 60 Teilnehmern: Endtabelle 2024 (externer Link).
Seine Schule, das Theodor-Heuss-Gymnasium Ludwigshafen, ist stolz auf Nicolas und würdigt seine großartigen Leistungen in einem Webbeitrag (THG LU, externer Link).
Colin verlor die letzte Runde. Seine Gegnerin begann mit Französisch. Sie wechselte aber danach in einen Damenindischen Aufbau. Damit ist der Kampf für die folgenden Züge vorgeschrieben: Kampf um das Zentrum. Colin besetzte das c3-Feld, aber zunächst mit einem Springer, dann mit einem Läufer. Angezeigt im Sinne der Damenindischen Verteidigung wäre c4 erst dann gefolgt von einer Offiziersbesetzung des c3-Feldes. Colin hätte dann mit der Kraft seines c-Bauern weiter um die Beherrschung des Zentrums kämpfen können. Einige unpräzise Züge seiner Gegnerin später, erlangte Colin trotzdem merklichen Vorteil. Der Vorteil verflüchtete sich bald, als seine Gegnerin die Herrschaft über die e-Linie gewann. Colin verlor das Rochaderecht und die Sicherheit seiner Königsstellung. Schwarz stand nun einfach aktiver und nahm fehlerhaft einen ungedeckten Randbauern mit seiner Dame. Allerdings reagierte Colin auf den Fehler mit einem Rechenpatzer, versuchte die eingedrungene Dame mit einem Turmangriff zu verjagen und stellte damit einen Offizier mit Schachgebot ein. Colin mitgierte das Problem, spielte aber des Weiteren mit einem Turm gegen zwei Springer. Also: Qualle weg! Die Springer harmonierten gut mit ihren Bauern und das Spiel war nach wenigen Züge nicht mehr haltbar.
Colin hat sich in seinem ersten großen Turnier sehr achtbar geschlagen. Seine sichtbar gewordenen Schwächen bieten dem Trainer viel Motivation für die nächsten Lektionen. Resümierend ist zu bewerten, dass das Turnier für alle Beteiligten extrem lehrreich war. Es macht Appetit auf neue Abenteuer.
Tabellenendstand (externer Link): Colin auf Platz 109 von 136.